Vielleicht zeigt sich Sinn im Alltag anders, als wir denken
vor einiger Zeit hatte ich ein Gespräch mit einem guten Freund über das Thema Sinn. Er sagte zu mir: „Mit diesem Wort tue ich mich schwer. Sinn – das klingt so groß und überhöht.“
Erst war ich kurz irritiert. Für mich ist Sinn etwas sehr Konkretes. Ich erlebe ihn täglich in meiner Arbeit, in Gesprächen und in dem, was ich tue.
Aber dann fügte er hinzu: „Aber wenn du mich fragst, was sinnvoll ist und was sinnlos, dann merke ich das jeden Tag sehr deutlich. Bei der Arbeit gibt es Dinge, die völlig sinnfrei sind, und das quält mich.“
Vielleicht geht es dir auch so.
Der Begriff Sinn ist tatsächlich stark aufgeladen. Viele verbinden ihn mit Lebensaufgabe, Berufung oder einer übergeordneten Mission. Mit der Frage nach dem einen großen „Warum“.
Und ja, diese Fragen haben ihren Platz. Sinn gibt Orientierung über größere Zusammenhänge hinweg. Er kann motivieren, ausrichten und Halt geben.
Aber Sinn ist oft abstrakt. Und genau das macht ihn in belastenden oder unsicheren Phasen schwer zugänglich. Was uns dann häufig trägt, ist nicht der große Zusammenhang, sondern das, was wir im Moment als bedeutsam erleben.
Bedeutsamkeit beschreibt nicht den Sinn des ganzen Lebens. Sie beschreibt, dass etwas für mich Gewicht hat.
Dass ich spüre: Das, was ich gerade tue, ist nicht egal. Ich stehe innerlich dahinter. Es gibt eine Verbindung zwischen mir und meinem Handeln.
Bedeutsamkeit entsteht nicht durch Antworten auf die großen Fragen. Sie entsteht im Erleben.
In einem Gespräch, das echt ist. In einer Aufgabe, hinter der ich stehen kann. In einem Moment von Verbundenheit. In einer Entscheidung, die sich stimmig anfühlt.
Was neurobiologisch dahinter steckt
Unser inneres System reagiert nicht auf abstrakte Konzepte, sondern auf Relevanz. Auf das Gefühl, dass etwas wichtig ist, für mich, für diesen Moment.
Wo Bedeutsamkeit gefühlt wird, entsteht innere Stimmigkeit. Ein Zusammenhang zwischen dem, was ich erlebe, dem, was ich tue, und dem, wofür ich stehe.
Und genau das stabilisiert uns.
Manche Menschen haben eine klare Antwort auf die große Sinnfrage. Für andere steht sie nicht im Vordergrund
Was uns alle trägt, unabhängig davon, ist das Erleben von Bedeutsamkeit auch in den kleinen Dingen des Alltags.
Wenn du dich näher mit dem Thema Bedeutsamkeit beschäftigen möchtest:
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Marion Wandke
Seit über 15 Jahren beschäftige ich mich mit der Frage, wie Menschen in komplexen Lebensphasen innerlich klar und handlungsfähig bleiben können. Mich interessieren besonders die Wechselwirkungen zwischen Denken, Fühlen und Körperwahrnehmung – dort, wo Selbstregulation gefordert ist.
Ich arbeite heute als Resilienz-Coachin mit Fokus auf humanistischer Psychologie und Psychotherapie, Neurowissenschaften und Embodiment. Mein Schwerpunkt liegt auf Selbstführung und Selbstregulation als Schlüsselkompetenz. Ich bin überzeugt, dass echte innere Stärke aus Klarheit, Werteorientierung und Selbstführung entsteht.
