Viel­leicht trennt uns Men­schen weni­ger, als es manch­mal den Anschein hat

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Viel­leicht trennt uns Men­schen weni­ger, als es manch­mal den Anschein hat

In die­sem Impuls ging es darum, wie unser Gehirn die Welt wahr­nimmt und warum Bedroh­li­ches neu­ro­bio­lo­gisch viel leich­ter ver­ar­bei­tet wird als Posi­ti­ves. Diese Ver­zer­rung zeigt sich nicht nur in unse­rem Blick auf die Welt, son­dern auch in unse­rem Mit­ein­an­der.

Wir sor­tie­ren Men­schen blitz­schnell in Schub­la­den: Jung oder alt, Stadt oder Land, ver­traut oder fremd. Das Gehirn kate­go­ri­siert auto­ma­tisch, oft bevor wir bewusst dar­über nachdenken.

Warum unser Gehirn Unter­schiede schnel­ler erkennt

Neu­ro­bio­lo­gisch ist das gut erklär­bar. Das Gehirn ist dar­auf aus­ge­legt, Unter­schiede zu erken­nen, weil sie die Ori­en­tie­rungs- und Risi­ko­ver­ar­bei­tung akti­vie­ren. Abwei­chun­gen signa­li­sie­ren: Hier könnte etwas sein, das poten­zi­ell bedroh­lich ist und damit unsere Auf­merk­sam­keit erfordert.

Gemein­sam­keit hin­ge­gen bleibt im Hin­ter­grund. Sie ist neu­ro­bio­lo­gisch lei­ser“, weil sie keine unmit­tel­bare Hand­lung aus­löst. Das Sys­tem regis­triert sie, aber sie drängt sich nicht in den Vordergrund.

Das bedeu­tet: Wir über­se­hen Gemein­sam­keit nicht aus Absicht, son­dern weil unser Gehirn anders priorisiert.

Ein Video, das mich berührt

Es gibt ein Video, das mir vor Jah­ren begeg­net ist und das mich noch heute berührt, wenn ich es sehe.

Der däni­sche Sen­der TV2 hat es vor eini­gen Jah­ren im Rah­men einer gesell­schaft­li­chen Kam­pa­gne pro­du­ziert. In nur drei Minu­ten gelingt es auf eine sehr mensch­li­che – und manch­mal auch uner­war­tete – Weise zu zei­gen, wie viel uns ver­bin­det, wenn wir genauer hinsehen.

Ich möchte dir nicht zu viel ver­ra­ten. Schau es dir an – es lohnt sich.

👉 All That We Share – TV2 Den­mark (bei Youtube)

Wenn Gemein­sam­keit sicht­bar wird, ent­steht Verbundenheit

Das Video zeigt nicht nur Gemein­sam­keit. Es zeigt vor allem was pas­siert, wenn wir sie wahr­neh­men.

Ver­bun­den­heit ist kein abs­trak­tes Kon­zept. Sie ist ein Gefühl, das neu­ro­bio­lo­gisch mess­bar ist. Wenn wir Gemein­sam­keit wahr­neh­men, akti­viert sich das soziale Sicher­heits­sys­tem im Gehirn. Oxy­to­cin wird aus­ge­schüt­tet, der Vagus­nerv signa­li­siert dem Kör­per: Hier ist Sicherheit.

Ver­bun­den­heit beru­higt. Sie gibt das Gefühl: Ich bin nicht allein.“

Was das mit Resi­li­enz zu tun hat

Ver­bun­den­heit ist einer der stärks­ten neu­ro­bio­lo­gi­schen Schutz­fak­to­ren, die wir haben.

Sie wirkt Iso­la­tion ent­ge­gen. Sie gibt Halt, wenn das eigene Sys­tem unter Druck steht. Sie erin­nert uns daran, dass wir Teil von etwas Grö­ße­rem sind, auch wenn wir uns manch­mal getrennt fühlen.

Wir sind dar­auf aus­ge­legt, in Gemein­schaft ein­ge­bet­tet zu sein. Wenn diese Ver­bin­dung spür­bar wird, sta­bi­li­siert das unser gesam­tes inne­res System.

Ver­bun­den­heit braucht keine gro­ßen Ges­ten. Oft ent­steht sie in stil­len Momen­ten: einem Blick, einem geteil­ten Gedan­ken, der Erkennt­nis, dass jemand ande­res genauso fühlt wie ich.

Viel­leicht gibt es mehr Gemein­sam­keit, als wir sehen

Ich schreibe das nicht, um Unter­schiede zu leug­nen. Sie exis­tie­ren – und sie dür­fen existieren.

Unter­schiede kön­nen irri­tie­ren, her­aus­for­dern und manch­mal auch trennen.

Aber sie kön­nen auch zei­gen, wo wir von­ein­an­der ler­nen können.

Sie erwei­tern Per­spek­ti­ven, die uns allein nicht zugäng­lich wären.

Sie erin­nern daran, dass Viel­falt nicht das Pro­blem ist, son­dern die Art, wie wir damit umgehen.

Das Gehirn regis­triert Unter­schiede als Ori­en­tie­rungs­punkte. Das ist nicht falsch son­dern es hilft uns, uns in der Welt zurechtzufinden.

Das Pro­blem ent­steht erst, wenn Unter­schiede auto­ma­tisch als Bedro­hung inter­pre­tiert wer­den, statt als Information.

Es geht also nicht darum, Unter­schiede zu igno­rie­ren. Es geht darum, bewusst zu ent­schei­den: Wer­den Unter­schiede zur Bar­riere oder zum Anlass, den ande­ren bes­ser ver­ste­hen zu wollen?

Portrait Marion Wandke

Marion Wandke

Seit über 15 Jahren beschäftige ich mich mit der Frage, wie Menschen in komplexen Lebensphasen innerlich klar und handlungsfähig bleiben können. Mich interessieren besonders die Wechselwirkungen zwischen Denken, Fühlen und Körperwahrnehmung – dort, wo Selbstregulation gefordert ist.

Ich arbeite heute als Resilienz-Coachin mit Fokus auf humanistischer Psychologie und Psychotherapie, Neurowissenschaften und Embodiment. Mein Schwerpunkt liegt auf Selbstführung und Selbstregulation als Schlüsselkompetenz. Ich bin überzeugt, dass echte innere Stärke aus Klarheit, Werteorientierung und Selbstführung entsteht.

Mehr über mich und meine Arbeit findest du auf meiner „Über-mich“-Seite.