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Wie dein inne­rer Kri­ti­ker dein Selbst­wert­ge­fühl schwächt – und wie du das ändern kannst

Kennst du diese innere Stimme, die sich genau dann mel­det, wenn du unsi­cher bist – mit Sät­zen wie: Das kannst du nicht“ oder Du bist nicht gut genug“? Diese Stimme, dein inne­rer Kri­ti­ker, beein­flusst dein Selbst­wert­ge­fühl oft stär­ker, als dir bewusst ist.

Sie tritt nicht laut und bedroh­lich auf, son­dern sub­til und beharr­lich – gerade in Momen­ten, in denen du eigent­lich Stärke oder Selbst­ver­trauen brauchst.

Viele Men­schen erle­ben diese innere Instanz als stän­di­gen Beglei­ter, der Leis­tung ein­for­dert, Schwä­chen anpran­gert und Erfolge rela­ti­viert. Doch du bist die­sem inne­ren Kri­ti­ker nicht aus­ge­lie­fert. Im Gegen­teil: Du kannst ler­nen, ihn zu erken­nen, zu ver­ste­hen und bewusst zu verändern.

In die­sem Arti­kel erfährst du, warum der innere Kri­ti­ker dein Selbst­wert­ge­fühl schwä­chen kann – und wie du durch klare Schritte und prak­ti­sche Übun­gen wie­der in deine innere Sicher­heit findest.

  • Icon Marion Wandke

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Warum dein inne­rer Kri­ti­ker dein Selbst­wert­ge­fühl schwächt

Dein Selbst­wert­ge­fühl ist wie ein inne­rer Kom­pass. Er zeigt dir, wie wert­voll du dich selbst fühlst – unab­hän­gig von Leis­tung, Aner­ken­nung oder äuße­rem Erfolg. Ein akti­ver inne­rer Kri­ti­ker stört die­sen Kom­pass erheb­lich: Er bewer­tet, ver­gleicht, kri­ti­siert. Feh­ler sieht er als Beweise dei­ner Unfä­hig­keit, wäh­rend Erfolge her­un­ter­ge­spielt oder igno­riert wer­den. So ent­steht ein stän­di­ger inne­rer Druck, der auf Dauer dein Selbst­wert­ge­fühl untergräbt.

Neu­ro­bio­lo­gi­scher Hin­ter­grund: Dein Gehirn bevor­zugt Negatives

Aus neu­ro­wis­sen­schaft­li­cher Sicht ist dein Gehirn dar­auf aus­ge­legt, nega­tive Reize stär­ker zu ver­ar­bei­ten als posi­tive. Diese soge­nannte Nega­ti­vi­täts­ver­zer­rung war evo­lu­tio­när sinn­voll, heute jedoch wirkt sie gegen dich: Kri­tik oder Miss­erfolge blei­ben haf­ten, Lob und Erfolge ver­blas­sen schnell.

Wenn dein inne­rer Kri­ti­ker immer wie­der die glei­chen abwer­ten­den Gedan­ken akti­viert („Ich bin nicht gut genug“), ver­fes­ti­gen sich diese Mus­ter zu auto­ma­ti­sier­ten neu­ro­na­len Schlei­fen – echte men­tale Auto­bah­nen, die dein Selbst­wert­ge­fühl lang­fris­tig schwächen.

👉 Mehr zur neu­ro­bio­lo­gi­schen Grund­lage dei­nes inne­ren Kri­ti­kers erfährst du im aus­führ­li­chen Arti­kel Der innere Kri­ti­ker – wie du bes­ser mit die­ser inne­ren Stimme umge­hen kannst“.

Fall­bei­spiel: Wie dein inne­rer Kri­ti­ker kon­kret dein Selbst­wert­ge­fühl schwä­chen kann


Aus mei­nem Coaching-Alltag:

Julia (42) arbei­tete in einer ver­ant­wor­tungs­vol­len Posi­tion mit regel­mä­ßi­gen Prä­sen­ta­tio­nen vor Kolleg:innen und Vor­ge­setz­ten. Obwohl sie fach­lich kom­pe­tent war, zwei­felte sie vor jedem Auf­tritt an sich selbst. Ihr inne­rer Kri­ti­ker wurde beson­ders laut in sol­chen Momen­ten: Andere kön­nen das bes­ser“, Du wirst dich bla­mie­ren“, Du bist nicht über­zeu­gend genug.“

Diese Sätze waren nicht ein­fach Gedan­ken – sie hat­ten direkte kör­per­li­che Aus­wir­kun­gen: Anspan­nung, fla­cher Atem, Gedankenkreisen.

Julia zog sich zurück, sprach lei­ser, wirkte unsi­cher. Obwohl sie inhalt­lich gut vor­be­rei­tet war, bewer­tete sie sich nach jeder Prä­sen­ta­tion als unge­nü­gend. Der innere Kri­ti­ker domi­nierte – und mit ihm schrumpfte ihr Selbstwertgefühl.

Nach und nach wurde sicht­bar: Es war nicht das äußere Feed­back, das ihr Selbst­bild schwächte, son­dern die innere Stimme, die jede Leis­tung abwer­tete. Erst durch die bewusste Aus­ein­an­der­set­zung mit die­sem Anteil begann Julia, ihr Selbst­wert­ge­fühl schritt­weise zu stabilisieren.

Typi­sche Selbst­wert-Fal­len dei­nes inne­ren Kritikers

Der innere Kri­ti­ker nutzt bestimmte Denk­mus­ter, um dein Selbst­wert­ge­fühl zu unter­gra­ben – oft ganz auto­ma­tisch. Viel­leicht erkennst du dich in einem oder meh­re­ren die­ser Mus­ter wieder:

🔶 Per­fek­tio­nis­mus: Es muss per­fekt sein, sonst ist es wert­los.“
Diese Hal­tung erzeugt enor­men Druck. Du gibst dir selbst kei­nen Raum für Feh­ler, was zu chro­ni­scher Unzu­frie­den­heit und inne­rer Erschöp­fung führt – selbst bei objek­tiv guten Leistungen.

🔶 Ver­glei­chen: Andere sind erfolg­rei­cher als ich.“
Ein destruk­ti­ver Ver­gleich mit ande­ren blen­det deine eige­nen Fort­schritte aus. Der Fokus liegt stets auf dem, was dir ver­meint­lich fehlt – und nicht auf dem, was du bereits erreicht hast.

🔶 Über­trie­bene Selbst­kri­tik: Ich schaffe das sowieso nicht.“
Diese innere Hal­tung lähmt. Noch bevor du han­delst, wird dein Selbst­ver­trauen unter­gra­ben – du traust dir nichts mehr zu, ziehst dich zurück und bestä­tigst unbe­wusst deine Zweifel.

👉 Sol­che Mus­ter wir­ken oft unbe­merkt, aber dau­er­haft. Wenn du sie erkennst, kannst du begin­nen, bewusst gegenzusteuern.


Pra­xis­übung: Die Selbst­wert-Inven­tur“ zur Bewusstwerdung

Um dein Selbst­wert­ge­fühl gezielt zu stär­ken, ist der erste Schritt, dei­nen inne­ren Kri­ti­ker bewusst wahr­zu­neh­men. Denn solange du seine Aus­sa­gen für Fak­ten hältst, bleibst du in alten Denk­mus­tern gefan­gen.

Pro­biere des­halb diese ein­fa­che, aber wir­kungs­volle Übung aus – am bes­ten schriftlich:

✴️ Beob­ach­ten:
Notiere typi­sche Sätze dei­nes inne­ren Kri­ti­kers, wie zum Bei­spiel:
Ich bin nicht gut genug“, Ich mache immer alles falsch“, Andere sind bes­ser als ich.“

✴️ Hin­ter­fra­gen:
Stell dir zu jedem Satz ehr­lich die Frage:
Ist die­ser Gedanke wirk­lich wahr?“
Oft wirst du fest­stel­len: Es ist eine Über­zeu­gung, aber keine über­prüf­bare Tatsache.

✴️ Neue Sicht­weise:
For­mu­liere zu jedem Gedan­ken eine posi­tive, rea­lis­ti­sche Alter­na­tive, zum Bei­spiel:
Ich darf Feh­ler machen und dar­aus ler­nen.“
Oder: Ich gebe mein Bes­tes – das genügt.“

Diese Übung schafft Abstand zwi­schen dir und dei­nem inne­ren Kri­ti­ker. Sie unter­bricht auto­ma­ti­sche Abwer­tungs­mus­ter und öff­net den Raum für Selbst­mit­ge­fühl und innere Klarheit.

👉 Ver­tie­fende Übun­gen und Stra­te­gien fin­dest du im aus­führ­li­chen Arti­kel Der innere Kri­ti­ker – wie du bes­ser mit die­ser inne­ren Stimme umge­hen kannst“.


Der innere Kri­ti­ker wird nicht lei­ser, weil du ihn igno­rierst – son­dern weil du lernst, bewusst mit ihm umzugehen.

Der innere Kri­ti­ker wird nicht lei­ser, weil du ihn igno­rierst – son­dern weil du lernst, bewusst mit ihm umzugehen.

Schritt-für-Schritt-Anlei­tung: Wie du dei­nen inne­ren Kri­ti­ker kon­struk­tiv veränderst

Der innere Kri­ti­ker wird nicht lei­ser, weil du ihn igno­rierst – son­dern weil du lernst, bewusst mit ihm umzu­ge­hen. Diese drei Schritte hel­fen dir dabei, eine erste, kon­krete Ver­än­de­rung einzuleiten:

Bewusst wahr­neh­men

Werde dir der typi­schen Aus­sa­gen dei­nes inne­ren Kri­ti­kers bewusst. Schreib sie auf – das schafft Abstand.

Bei­spiel: Ich bin nicht gut genug für diese Aufgabe.“

👉 Schon das Auf­schrei­ben redu­ziert die emo­tio­nale Wir­kung und bringt Klarheit.

Innere Distanz schaffen

Stell dir fol­gende Frage:
Würde ich das einem Men­schen sagen, den ich liebe oder respek­tiere?“

Wenn die Ant­wort nein lau­tet – warum sagst du es dir selbst?

👉 Diese Per­spek­tiv­ver­schie­bung hilft, kri­ti­sche Gedan­ken als das zu erken­nen, was sie sind: alte Schutz­mus­ter, nicht objek­tive Wahrheiten.

Neue, unter­stüt­zende Aus­sa­gen formulieren

Finde rea­lis­ti­sche, wohl­wol­lende Sätze, die dich stär­ken, anstatt dich abzuwerten.

Zum Bei­spiel:
Ich muss nicht per­fekt sein, um wert­voll zu sein.“
oder:
Ich darf Feh­ler machen und bin trotz­dem auf dem rich­ti­gen Weg.“

👉 Je häu­fi­ger du diese unter­stüt­zen­den Sätze wie­der­holst, desto stär­ker ver­an­kern sich neue neu­ro­nale Bah­nen – und dein Selbst­wert­ge­fühl gewinnt an Stabilität.

Regel­mä­ßige Anwen­dung die­ser Schritte stärkt dein Selbst­wert­ge­fühl nach­hal­tig und schwächt die Domi­nanz dei­nes inne­ren Kritikers.


Häu­fige Fra­gen (FAQs) kurz beantwortet

Warum beein­flusst der innere Kri­ti­ker mein Selbst­wert­ge­fühl so stark?

Weil der innere Kri­ti­ker genau jene The­men anspricht, bei denen du emo­tio­nal beson­ders ver­letz­lich bist – etwa Zuge­hö­rig­keit, Aner­ken­nung oder Sicher­heit. Seine Bot­schaf­ten tref­fen nicht nur dein Den­ken, son­dern auch dein emo­tio­na­les Erle­ben. Sie wir­ken wie Nadel­sti­che auf dein Selbst­bild – oft ohne, dass du es bewusst steuerst.

Warum fällt es mir so schwer, diese Stimme ein­fach zu ignorieren?

Weil dein inne­rer Kri­ti­ker neu­ro­lo­gisch tief ver­an­kert ist. Wie­der­holte Gedan­ken­bah­nen wer­den im Gehirn auto­ma­ti­siert. Je öfter du diese Stimme hörst (oder ihr folgst), desto schnel­ler und unbe­wuss­ter wird sie akti­viert. Ver­än­de­rung braucht daher nicht Dis­zi­plin, son­dern Bewusst­heit und Training.

Kann ich mei­nen inne­ren Kri­ti­ker voll­stän­dig loswerden?

Nein – und das ist auch nicht das Ziel. Der innere Kri­ti­ker ist ursprüng­lich ein schüt­zen­der Anteil in dir. Ziel ist nicht, ihn zu bekämp­fen, son­dern ihn zu ver­ste­hen und neu aus­zu­rich­ten. Wenn du lernst, ihn zu füh­ren, kann er sogar zu einem inne­ren Bera­ter wer­den – unter­stüt­zend statt sabotierend.

Wie kann ich erken­nen, ob mein inne­rer Kri­ti­ker mein Selbst­wert­ge­fühl blockiert?

Achte auf deine auto­ma­ti­schen Reak­tio­nen in schwie­ri­gen Momen­ten: Kom­men sofort Zwei­fel, Abwer­tung oder Schuld­ge­fühle? Ver­gleichst du dich stän­dig mit ande­ren? Fällt es dir schwer, Lob anzu­neh­men? Diese inne­ren Mus­ter wei­sen oft auf einen akti­ven, domi­nan­ten Kri­ti­ker hin.

Fazit – Du kannst dein Selbst­wert­ge­fühl aktiv stärken

Der innere Kri­ti­ker ist ein Teil von dir, der oft unbe­wusst wirkt – aber du kannst ler­nen, mit ihm bewuss­ter umzu­ge­hen. Je frü­her du seine typi­schen Mus­ter erkennst, desto leich­ter fällt es dir, seine Wir­kung zu begrenzen.

Dein Selbst­wert­ge­fühl ent­steht nicht von außen, son­dern aus dei­ner Fähig­keit, diese inne­ren Stim­men zu hin­ter­fra­gen und ihnen nicht auto­ma­tisch zu glauben.

Mit der Zeit kannst du rea­lis­ti­schere, freund­li­chere Bewer­tun­gen über dich ent­wi­ckeln – und so den Boden für mehr innere Sta­bi­li­tät schaffen.

Selbst­wert bedeu­tet nicht, immer zufrie­den mit sich zu sein – son­dern sich auch dann zu mögen, wenn etwas nicht gelingt.

Selbst­wert bedeu­tet nicht, immer zufrie­den mit sich zu sein – son­dern sich auch dann zu mögen, wenn etwas nicht gelingt.

Wenn dich The­men wie Selbst­wert, men­tale Stärke oder per­sön­li­che Ent­wick­lung inter­es­sie­ren – in mei­nen »Resi­li­en­z­Im­pul­sen« bekommst du regel­mä­ßig Impulse, Übun­gen und Gedan­ken­an­stöße, die dich dabei begleiten.

Portrait Marion Wandke

Marion Wandke

Seit über 15 Jahren beschäftige ich mich mit der Frage, wie Menschen in komplexen Lebensphasen innerlich klar und handlungsfähig bleiben können. Mich interessieren besonders die Wechselwirkungen zwischen Denken, Fühlen und Körperwahrnehmung – dort, wo Selbstregulation gefordert ist.

Ich arbeite heute als Resilienz-Coachin mit Fokus auf humanistischer Psychologie und Psychotherapie, Neurowissenschaften und Embodiment. Mein Schwerpunkt liegt auf Selbstführung und Selbstregulation als Schlüsselkompetenz. Ich bin überzeugt, dass echte innere Stärke aus Klarheit, Werteorientierung und Selbstführung entsteht.

Mehr über mich und meine Arbeit findest du auf meiner “Über-mich”-Seite.

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