Posi­ti­ves Denken

Unser Den­ken ist in wei­ten Tei­len eine Gewohn­heit. Sehen wir das halb­leere oder halb­volle Glas? Sehen wir bei einem neuen Thema zuerst die Risi­ken oder die Chancen?

In der Resi­li­en­z­ar­beit ist die Ent­wick­lung posi­ti­ver Denk­mus­ter ein wich­ti­ger Bau­stein, da sor­gen­volle Gedan­ken Stress pro­du­zie­ren. Eine wich­tige Säule der Resi­li­enz ist der Opti­mis­mus. Hier ist nicht die rosa­rote Brille inklu­sive Ver­leug­nung der Rea­li­tät gemeint, son­der rea­li­si­ti­scher Opti­mis­mus. Das bedeu­tet: Wir haben eine lebens­be­ja­hende Grund­hal­tung. Wir wis­sen, dass es im Leben schwere Zei­ten gibt, sind aber grund­sätz­lich zuver­sicht­lich, dass sich die Dinge auch wie­der zum Bes­se­ren wen­den können.

Posi­ti­ves Den­ken und Motivation

Das posi­tive Den­ken stärkt unser Selbst­ver­trauen und unsere Zuver­sicht, unsere Vor­ha­ben auch wirk­lich umset­zen zu kön­nen. Ein wich­ti­ger Punkt, um auch tat­säch­lich eine Idee in die Tat umzusetzen.

Wie sieht es aber mit dem Dran­blei­ben aus?

Egal, was wir ange­hen, frü­her oder spä­ter tau­chen Hin­der­nisse auf dem Weg auf. Je län­ger ein Vor­ha­ben in sei­ner Umset­zung dau­ert und je anspruchs­vol­ler es von sei­nem Inhalt her für uns ist, desto mehr und desto schwie­ri­gere Wid­rig­kei­ten kön­nen uns begegnen.

Hier haben die For­schungs­ar­bei­ten von Gabriele Öttin­gen (Pro­fes­so­rin für Psy­cho­lo­gie an der New York Uni­ver­sity und an der Uni­ver­si­tät Ham­burg) ein­deu­tig erge­ben, dass ein rei­nes posi­ti­ves Den­ken für die Ziel­er­rei­chung kon­tra­pro­duk­tiv sein kann.

Fan­ta­sie und Erwartung

Der Hin­ter­grund liegt im Unter­schied zwi­schen Fan­ta­sie und Erwar­tung. Eine Fan­ta­sie ist ein Gedan­ken­ge­bilde, das uns sehr ange­nehme Emp­fin­dun­gen ver­schaf­fen kann. Zur Ent­span­nung sind daher Fan­ta­sie­rei­sen sehr beliebt und nütz­lich. Eine Fan­ta­sie hat jedoch noch kei­ner­lei Rea­li­täts­check bestanden.

Ent­spricht das Fan­ta­sie­bild wirk­lich mei­nen Wünschen?

Hier kann es pas­sie­ren, dass die ange­neh­men Fan­ta­sien plötz­lich wie ein Souf­flé in sich zusammensinken.

Ein wich­ti­ger Punkt ist, wie wir auf Basis unse­rer bis­he­ri­gen Lebens­er­fah­run­gen unse­rer Erfolgs­aus­sich­ten einschätzen.

Haben wir eine eher posi­tive Erfolgs­er­war­tung, för­dert das unsere Bereit­schaft zur Anstren­gung und damit auch die Leis­tung. Eine nega­tive Erfolgs­er­war­tung erschwert es, ein Thema über­haupt anzu­ge­hen, macht die Umset­zung schwie­rig und führt eher dazu, bei Hin­der­nis­sen aufzugeben.

Die WOOP-Methode

Gabriele Öttin­gen hat auf Basis ihrer For­schun­gen die Methode WOOP entwickelt.

WOOP unter­zieht unsere Fan­ta­sie einem Rea­li­täts­check und bringt sie in Ver­bin­dung mit unse­rer Erwar­tungs­hal­tung. Aus mei­ner Erfah­rung lau­fen dabei zwei Erkennt­nis- /​ Ein­schät­zungs­pro­zesse ab:

1. Wie wich­tig ist mir das Vor­ha­ben wirk­lich? Wie stark ist mein WARUM ausgeprägt?

2. Wie steht es mit mei­ner Erfolgserwartung?

Durch diese bei­den Erkennt­nisse ist es nun mög­lich, eine Ent­schei­dung zu treffen:

Will ich an dem Vor­ha­ben fest­hal­ten (und es dann durch­zie­hen) oder nicht.

Besteht eine eher nega­tive Erfolgs­er­war­tung, hat das Vor­ha­ben jedoch ein sehr gewich­ti­ges WARUM, kön­nen wir aktiv daran arbei­ten, die Erfolgs­er­war­tung zu stär­ken (Stich­worte: Selbst­wirk­sam­keit, Selbstvertrauen).

Auch ist es mög­lich, dass über die Erkennt­nis zum WARUM deut­lich wird, dass es noch andere Wege gibt, das Gewünschte zu erfül­len. Dar­un­ter kön­nen durch­aus Wege sein, mit denen wir keine nega­tive Erfolgs­er­war­tung ver­knüp­fen und damit das Gelin­gen deut­lich wahr­schein­li­cher wird.

Ein Bei­spiel:

Ein jun­ger Mann strebt eine Füh­rungs­kar­riere an. Er könnte über sein WARUM erken­nen, dass es ihm dabei weni­ger um Füh­rung als um Gestal­tungs­spiel­raum oder ein höhe­res Ein­kom­men geht.

Diese Bedürf­nisse las­sen sich genauso über eine Exper­ten- oder Pro­jekt­lei­ter­lauf­bahn erfül­len, falls er im Hin­blick auf das Thema Füh­rung eher nega­tive Asso­zia­tio­nen hat.

Stellt sich dage­gen her­aus, dass ihm Per­so­nal­füh­rung am Her­zen liegt, auch wenn er es sich der­zeit nicht wirk­lich zutraut, ist hier der Auf­bau von Füh­rungs­wis­sen und von Selbst­ver­trauen gefragt.

Die vier WOOP-Schritte

Im Gegen­satz zum rei­nen posi­ti­ven Den­ken durch­läuft WOOP vier Schritte.

1. W (Wish) – Der Wunsch

Gehe in einen ent­spann­ten Zustand und ver­binde dich mit dei­nem Wunsch.

Wel­che Gedan­ken gehen dir durch den Kopf?

2. O (Out­come) – Das Ergebnis

Wie stellst du dir das Ergeb­nis vor, wenn der Wunsch erfüllt /​ das Pro­blem gelöst /​ das Vor­ha­ben umge­setzt ist?

Lass dabei dei­ner Fan­ta­sie freien Lauf! Lass leben­dige Bil­der ent­ste­hen, die mög­lichst alle Sinne einbeziehen.

Stelle dir eine kurze Szene wie ein You­tube-Video vor: Was siehst du? Was ist in dei­nem Kurz­film zu hören? Gibt es etwas zu rie­chen, zu schme­cken? Wie genau fühlt es sich an?

Sobald du das Ergeb­nis leb­haft ima­gi­niert hast, öffne kurz die Augen und gehe dann zu Punkt 3 über.

3. O (Obs­ta­cle) – Die Hindernisse

Was hin­dert dich daran, den Weg erfolg­reich zu gehen? Was ganz genau siehst du als deine per­sön­li­chen Hindernisse?

Es gibt äußere Hin­der­nisse und innere:

Gibt es Per­so­nen oder Umstände, die dich behin­dern? Was daran erscheint beson­ders hinderlich?

Dro­hen Kon­flikte, die dir Sorge berei­ten? Gibt es Stol­per­steine, die du befürchtest?

Sind es deine eige­nen Gewohn­hei­ten und Schwä­chen, die sich dir in den Weg stellen?

Sind es eigene vor­ge­fasste Mei­nun­gen, nega­tive Grund­über­zeu­gun­gen, man­geln­des Selbstvertrauen?

Ima­gi­niere auch diese Hin­der­nisse, bis du klar füh­len kannst, was dich WIRKLICH hemmt.

Behalte diese Erkennt­nisse im Kopf oder noch bes­ser, schreib alle Hin­der­nisse auf.

4. P (Plan) – Der Plan

Auf Basis dei­ner Hin­der­nisse ent­steht nun dein Plan.

Gehe alle Hin­der­nisse ein­zeln durch und beleuchte, was du vor­ne­weg oder im Ernst­fall tun kannst, falls das Hin­der­nis tat­säch­lich eintritt.

Am bes­ten funk­tio­nie­ren kon­krete Wenn-Dann-Pläne.

Bei­spiele:

Hin­der­nis: Ich erkenne, dass ich zu dem Thema zu wenig Wis­sen habe.

Plan: Bevor ich beginne, inves­tiere ich Zeit in Recher­che oder Ausbildung.

Hin­der­nis: Ich befürchte, dass es zu uner­war­te­ten Zeit­ver­zö­ge­run­gen kommt und ich einen wich­ti­gen Ter­min nicht hal­ten kann.

Plan: Ich baue mir ein Früh­warn­sys­tem auf, damit ich dro­hende Ver­zö­ge­run­gen mög­lichst früh erken­nen kann (z.B. mich bei einem Lie­fe­ran­ten rück­ver­si­chern, ob der Lie­fer­ter­min steht). Und ich habe einen kon­kre­ten Plan, was ich tue, wenn eine Ver­zö­ge­rung droht (z.B. meine Mit­strei­ter vor­war­nen, dem Auf­trag­ge­ber einen Zwi­schen­be­scheid geben, etc.)

Das ist klas­si­sches Pro­jekt­ma­nage­ment. Falls dein Vor­ha­ben sol­che Kom­po­nen­ten hat, kannst du dich vorab über die übli­chen Metho­den und Vor­ge­hens­wei­sen informieren.

Hin­der­nis: Ein wich­ti­ger Mensch kri­ti­siert mich. Damit komme ich emo­tio­nal schlecht klar und ich weiß nicht, wie ich dar­auf reagie­ren soll.

Plan: Gehe am bes­ten früh in Kon­takt mit dei­nen pri­va­ten oder geschäft­li­chen Bezugs­per­so­nen und infor­miere sie über dein Vor­ha­ben. Mög­li­cher­weise sieht die Per­son es über­haupt nicht kri­tisch oder aber sie hat Vor­be­halte und du kannst dar­auf reagieren.

In den Schrit­ten 3 (Hin­der­nisse) und 4 (Plan) zeigt sich genau, wo du in Bezug auf dein Vor­ha­ben und deine Erfolgs­er­war­tung stehen.

Tür­men sich immer mehr Hin­der­nisse auf und es fällt dir schwer, für dich rea­li­sier­bare Wenn-Dann-Pläne dafür zu ent­wi­ckeln, stellt sich natür­lich die Frage, wie wich­tig das Vor­ha­ben für dich ist.

Kannst du in Frie­den Abschied davon neh­men, weil es sich für dich als nicht erreich­bar zeigt? Wohl­ge­merkt: In Frie­den Abschied neh­men. Ohne end­lo­ses Hadern und Bedauern.

Gibt es mög­li­cher­weise andere Wege, das Ergeb­nis zu errei­chen? Mache dir klar, WORUM es dir in Wirk­lich­keit geht. Was ist dein WARUM?

Im Bei­spiel oben: Ist es die Freude an Per­so­nal­füh­rung oder der Wunsch nach Selbst­ver­wirk­li­chung oder einem höhe­ren Gehalt?

Sobald du Klar­heit über dein WARUM habst, kannst du für dich oder zusam­men mit ande­ren ein Brain­stor­ming abhal­ten, wel­che alter­na­ti­ven Wege es noch geben könnte, das wirk­lich Gewünschte zu erreichen.

Willst du am Vor­ha­ben den­noch fest­hal­ten? Dann ist es sehr hilf­reich, eine zweite Mei­nung ein­zu­ho­len oder einen pro­fes­sio­nel­len Coach oder Bera­ter zu Rate zu ziehen.

Pro­biere die Methode aus! Es lohnt sich.

Du wünschst dir eine pro­fes­sio­nelle Beglei­tung bei dei­nem Vor­ha­ben? Dann ist mein Ver­än­de­rungs-Coa­ching genau das Rich­tige für dich! 

Portrait Marion Wandke

Marion Wandke

Ich bin Resilienz-Coach, psychologische Beraterin und Expertin für Persönlichkeits­entwicklung mit Fokus auf humanistischer Psychologie und Neurowissenschaften.
Wenn du lernen möchtest, in schwierigen Lebens­situationen deine innere Stärke zu finden und gelassener mit Heraus­forderungen umzugehen, bist du hier genau richtig! Statt allgemeiner Tipps gebe ich dir praxisnahe Methoden an die Hand, die im Alltag wirklich funktionieren.

Mehr über mich und meine Arbeit findest du auf meiner „Über-mich“-Seite.